Elektrischer Strom ist ein vertrauter Diener, der uns Tag und Nacht zur Verfügung steht. Er dient seit langen Jahren schon so diskret und selbstverständlich, dass wir seine Anwesenheit kaum noch bemerken. Doch wehe er verabschiedet sich mal kurz: dann bemerken wir ihn um so mehr. Insbesondere weil er leider selten so höflich ist, sein Verschwinden vorher anzukündigen. So kommt es regelmäßig zu unliebsamen Überraschungen. In den vergangenen Jahren gab es eine ganze Reihe aufsehenerregender Blackouts in deutschen Großstädten wie München (15.11.2012, vgl. hier) und Hannover (13.7.2011, vgl. hier). Sogar Krankenhäuser und andere lebenswichtige Infrastrukturen waren betroffen, binnen kürzester Zeit herrschten chaotische Ausnahmezustände. Größeres Ungemach wie der Verlust von Menschenleben blieb allein wegen der kurzen Dauer der Ausfälle aus.
Solche regionalen Blackouts treten alles andere als selten auf. Deutschlandweit ist die zuvor sehr geringe Gefahr eines Blackouts in der gesamten Republik aufgrund der aktionistischen Durchführung und der durch Partialinteressen bedingten Verwässerung der nach Fukushima angestrebten Energiewende deutlich gestiegen. Denn statt mit der notwendigen Dezentralisierung reagierte man mit weiterer Zentralisierung der Versorgungsinfrastruktur. Dabei erwies sich gerade die Dichte und Komplexität des deutschen Stromnetzes, die gemeinhin für eine Stärke gehalten wird, als Schwäche. Die gigantischen Projekte für immer neue Trassen, die Windenergie von Nord nach Süd und Sonnenenergie von Süd nach Nord und Kohlestrom von West nach Ost transportieren, suggerierten Sicherheit und Stabilität, obwohl sie genau das Gegenteil bewirkten. Denn wenn immer mehr Strom über immer weitere Strecken befördert wird, werden immer mehr Versorgungsglieder in eine einzige Kette eingehängt. Dann genügt ein noch so kleines reißendes Kettenglied, um einen potentiell verheerenden Dominoeffekt auszulösen. So geriet das deutschlandweite Verteilernetz vor allem durch die sich häufenden Extremwetterlagen schon mehrfach an den Rand des Zusammenbruchs – zuletzt Ende März dieses Jahres. Die entsprechenden Berichte der Bundesnetzagentur finden meist nur in homöopathischen Dosen ihren Weg in die Öffentlichkeit. Böse Zungen behaupten, dass hier wohl niemand zu sehr beunruhigt werden soll …
Ein dezentrales Netz aus vielen kleinen, unabhängigen und möglichst umweltfreundlichen Stromerzeugungs- und Verteilungsanlagen wäre der richtige Ansatz für eine langfristige, ungefährdete Versorgungssicherheit. Dummerweise ist genau dies das Letzte, was das Oligopol der Stromkonzerne in seinem Kampf um Marktanteile gebrauchen kann. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie bei eigenen Bemühungen um eine kleinräumige, autarke Strom(selbst)versorgung eher auf Gegenwind denn Gegenliebe stoßen.
Bedeutet das, man kann als kleiner Fisch nichts gegen diese Abhängigkeit von „höheren Mächten“ tun? Doch, man kann, und zwar mit einfachen Mitteln: zu allen Zeiten und in den allermeisten Kulturen war bzw. ist es üblich und selbstverständlich, auf Notlagen und Engpässe vorbereitet zu sein. Nur wir hierzulande und heutzutage scheinen wieder zu glauben, die Titanic sei unsinkbar. Wir haben offensichtlich kein Problem damit, uns gänzlich einer intransparenten und anonymen Großversorger-Infrastruktur anzuvertrauen und uns blind darauf zu verlassen, dass im Notfall schon irgendwer den Schaden schnell beheben wird. Dabei wäre schon mit dem Anlegen eines kleinen Notfallvorrats an Wasser und Lebensmitteln für ein paar Tage ein erster großer Schritt getan. Das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz empfiehlt gar eine persönliche Mindestreserve an Lebensmitteln (und anderen Artikeln des Grundbedarfs) für 14 Tage.
Um es kurz zu fassen: ein deutschlandweiter Blackout unbestimmter Länge ist zwar wenig wahrscheinlich aber definitiv möglich. Es ist nicht auszuschließen, dass ein überschaubarer Aufwand an Vorbereitung über Sein oder Nichtsein entscheidet.