- Im vergangenen Jahr wurden im deutschen Stromsystem mehrere Rekorde gebrochen. Erneuerbare Energieträger lieferten 2015 insgesamt erstmals mehr Strom als jeder andere Energieträger. Etwa 30 Prozent der Stromerzeugung ging auf das Konto von Sonne, Wind und Co. Andere Energieträger werden in Deutschland zunehmend weniger genutzt. Die Klimabilanz Deutschlands verbessert sich dadurch jedoch nicht. Vor allem Kohlestrom wird mehr und mehr ins Ausland verkauft.
Bewährungsprobe für das Stromnetz
Die Ergebnisse lieferte eine Jahresauswertung des Denk- und Politiklabors Agora Energiewende. Die Studie „Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015“ kann unter folgendem Link eingesehen werden. Etwa jede dritte Kilowattstunde fällt demnach auf erneuerbare Energien.
Am 23 August letzten Jahres wurde ein weiterer Rekord aufgestellt: In der Spitze deckten Erneuerbare Energien rund 83 Prozent des gesamtdeutschen Stromverbrauchs. Die partielle Sonnenfinsternis im März sorgte hingegen für eine regelrechte Bewährungsprobe für das Netz. Die Solarstromproduktion kam mit den starken Schwankungen jedoch sehr gut zurecht und bewies, dass das deutsche Stromnetz für solche Ausnahmefälle gewappnet ist.
Die Anteile im Einzelnen
Die größten Zuwächse an Land konnte dabei die Windenergie erzielen. Im Gegensatz zum Vorjahr konnte die Stromproduktion hier um 39 Prozent gesteigert werden. Durch die Inbetriebnahme mehrerer Offshore-Windparks konnte auch die Windenergieerzeugung im Wasser gesteigert werden. Hier hat sich die Produktion verfünffacht. Die Photovoltaik hingegen konnte nur um etwa 20 Prozent zulegen, kaum Wachstum ist im Bereich Biomasse zu verzeichnen. Der Anteil der einzelnen Energieträger am erzeugten Strom teilt sich wie folgt auf:
13,3 Prozent des Energiemix fallen auf Windkraft. Dahinter fallen mit 7,7 Prozent Biomasse und Photovoltaik mit 5,3 Prozent. Den kleinsten Anteil hat die Energieerzeugung durch Wasser, hier sind es nur 3,0 Prozent. Kohle ist immer noch Hauptenergieträger bei den fossilen Energien. 18,2 Prozent fallen auf Stein- und ganze 24 Prozent auf Braunkohle. Die Kernenergie ist noch immer mit 14,1 Prozent am Gesamtmix beteiligt und 4,9 Prozent fallen auf sonstige Energieträger.
Infografik Quelle: Antoine Beinhoff
Keine Verbesserung der Klimabilanz durch erhöhte Ausfuhr
Der Anteil der erneuerbaren Energien nimmt zwar zu, dennoch verbessert sich die Klimabilanz Deutschlands kaum. Der Ausstoß von Treibhausgasemissionen ist sogar leicht gestiegen. Auch wenn Kohleenergie in Deutschland selber immer weniger genutzt wird, wird sie immer noch produziert und ins Ausland verkauft. Hier ist auch schon der nächste Rekord zu finden: Mit 60,9 Terawattstunden stieg die Ausfuhr von Strom im vergangenen Jahr um etwa 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf ein neues Rekordhoch. Das sind immerhin etwa 10 Prozent des gesamten in Deutschland produzierten Stroms.
Auch die Stromproduktion insgesamt hat im Jahr 2015 ein neuen Rekord aufgestellt. Nie zuvor wurde in der Geschichte Deutschlands mehr Strom erzeugt: 647 Terawattstunden waren es insgesamt. In Zukunft wird sicherlich zunehmend mehr Strom produziert. Der Ausbau der Elektromobilität ist nur ein Aspekt der dieser Entwicklung zuträglich ist. Wenn der Anteil der Erneuerbaren Energien weiterhin wächst und der Anteil an fossilen Energieträgern sowie der Kernenergie im gleichen Zuge zurückgefahren wird, kann auch die Energiebilanz auf absehbare Zeit wieder positive Ergebnisse liefern.
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