Die Kosten für Energie sind in Deutschland seit jeher ein vieldiskutiertes Thema. Das liegt einerseits daran, dass jeder Haushalt auf eine kontinuierliche Stromanbindung angewiesen ist, aber auch daran, dass der Strompreis bereits seit Jahren konsequent einen ansteigenden Trend verfolgt. Selbst bei gleichbleibendem Verbrauch steigt der Gesamtpreis am Ende des Monats beziehungsweises Jahres also an. Verbraucher sollten sich allein schon deshalb mindestens im Klaren darüber sein, wie sich der Preis für Strom in Deutschland überhaupt zusammensetzt.
Der Strompreis und seine einzelnen Faktoren
Der gesamte Preis für Strom addiert sich aus insgesamt drei großen Kostenblöcken, die allesamt unabhängig voneinander steigen aber auch im Preis fallen können.
Diese Blöcke benennen sich wie folgt:
- Steuern und Abgaben
- die Kosten für die Nutzung der Stromnetze
- Kosten für den Vertrieb, Transport und das Erzeugen vom Strom
Diese drei Kostenblöcke nahmen im Jahr 2013, nach Angaben vom Bundeskartellamt und der Bundesnetzagentur, einen verhältnismäßig gleichmäßig aufgestellten Anteil für sich ein. Steuern und Abgaben waren auch im Jahr 2013 nach wie vor der größte Kostenpunkt, da alle einzelnen Faktoren in diesem Block insgesamt 49 Prozent des gesamten Preises für sich beanspruchten. Kosten für die Nutzung der Netze, kurz als „Netzentgelte“ bezeichnet, nahmen immerhin 22,2 Prozent ein. Das Erzeugen und Vertreiben vom Strom, eigentlich die primäre Aufgabe der Stromanbieter beziehungsweise Stromversorgung, machte lediglich 28,8 Prozent am gesamten Preis aus.
Selbstredend werden in diesen Kostenblöcken vom Strompreis noch einzelne Faktoren vereint. Bei den Steuern und Abgaben fällt das besonders stark auf, denn hier wird beispielsweise die EEG-Umlage fällig, aber auch eine Umlage nach KWKG, die Umlage für die Offshore-Haftung oder eine Umlage nach Paragraph 19 vom StromNEV. Besonders in Deutschland existieren für Stromanbieter also eine Vielzahl von Steuern, Abgaben und Auflagen, die zu weiten Teilen entweder komplett oder zumindest anteilhaft an den Verbraucher übertragen werden – und damit einen beachtlichen Grund ausmachen, warum der Strompreis nicht nur relativ teuer ist, zumindest im europäischen Durchschnitt, sondern auch noch konsequent weiter ansteigt.
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Vertrieb, Transport und Erzeugung weiter aufgeschlüsselt
Hierbei handelt es sich um die primäre Aufgabe eines Stromversorgers, wobei dieser Punkt natürlich kontinuierlichen Schwankungen untersteht. Das liegt unter anderem an der Beschaffung der Rohstoffe, internationalen Marktpreisen und auch der Konkurrenzdichte am Binnenmarkt – in diesem Fall also innerhalb der Bundesrepublik Deutschland. Rund ein Fünftel des gesamten Handels vom Strom erfolgt an der Energiebörse in Leipzig (Sachsen). Auch der Handel und die Werte, für die der Strom gerade gehandelt wird, machen einen erheblichen Teil am Gesamtpreis aus. Dennoch: die gehandelten Preise für Strom sind seit dem Jahr 2010 tendenziell eher rückläufig, auch wenn sich das am gesamten Strompreis für Verbraucher nicht bemerkbar macht – das ist schlicht auf die hohen und zudem steigenden anderen Kostenpositionen zurückzuführen.
Die Nutzung der Netze
Auch günstiger Strom kann nur dann in einen Haushalt geführt werden, wenn dafür bereits vorhandene Netze genutzt werden. Das Stromnetz misst in Deutschland eine Länge von ungefähr 1,9 Millionen Kilometern und gilt aus ausgesprochen fortschrittlich und zudem sehr gleichmäßig, nahezu lückenlos ausgebaut. Stromnetze haben jedoch den Nachteil, dass sie ganz automatisch zu sogenannten „natürlichen Monopolen“ werden. Ein Anbieter, nämlich der Netzbetreiber, hat also die „Herrschaft“ über die entsprechenden Stromnetze. Für jeden Stromanbieter, der durch die Netze seinen Strom leiten möchte, verlangt der Netzbetreiber eine Gebühr, die zwangsweise zu entrichten ist, da der Strom anderenfalls nie den Haushalt erreicht. Die Kosten hierfür werden, aufgrund der Monopolstellung, auch von staatlicher Seite stark beeinflusst. Ein Großteil der eingereichten Gebühren wird genutzt, um Instandhaltung zu betreiben oder die Netze noch stärker und flächendeckender auszubauen.
Ein Überblick über die Abgaben und Steuern
Wie bereits eingangs erwähnt, machen Steuern und Abgaben den Löwenanteil beim Strompreis aus, weshalb diese Faktoren ganz eindeutig mit dem allgemein steigenden Preistrend korrelieren. Allein 19 Prozent auf den ursprünglichen Preis werden aufgeschlagen, da der Strompreis der Mehrwertsteuer unterliegt. Weitere rund 7 Prozent werden schließlich durch die Stromsteuer beziehungsweise Ökosteuer beansprucht. Rund 6 Prozent werden an Konzessionsabgabe fällig, die an die jeweiligen Kommunen weitergereicht wird, in denen sich die entsprechenden Leitungen der Stromnetze befinden. Auf diese Weise werden diese quasi für den Ausbau und die Nutzung der Fläche erstattet.
Auch die Energieeffizienz spielt bei der Zusammensetzung vom Strompreis eine entscheidende Rolle, genau wie auch die Förderung von erneuerbaren Energien. Die Energieeffizienz wird über die KWK-Umlage (Kraft-Wärme-Kopplung) subventioniert, welche im Jahr 2013 rund 0,4 Prozent vom Strompreis ausmachte und im Jahr 2014 immerhin 0,6 Prozent. Auch erneuerbare Energien werden indirekt durch den Stromverbraucher und die steigenden Preise subventioniert. In den letzten zehn Jahren verdreifachte sich der Öko-Anteil am Strom, was sich ebenfalls auf die Rechnung niederschlägt. 2013 machte die EEG-Umlage 18 Prozent vom Strompreis aus, im Jahr 2014 entspricht sie sogar 21 Prozent vom Strompreis. Damit macht die EEG-Umlage einen entscheidenden Unterschied zwischen vergangen und aktuellen Preisen aus – und steht deshalb bei Verbrauchern regelmäßig in der Kritik.
Die Paragraph 19 Umlage, welche dafür sorgt, dass Unternehmen entlastet werden, kostete den Verbraucher immerhin 1,1 Prozent im Jahr 2013. Mittlerweile, also im Jahr 2014, wird sie jedoch nur noch 0,3 Prozent vom Strompreis ausmachen. Diese Umlage dient vor allem dazu Deutschland als Industrie- und Wirtschaftsstandort weiterhin attraktiv zu halten, indem Großverbraucher für ihren Strom wesentlich weniger als kleine Unternehmen oder gar Privathaushalte bezahlen müssen. Dieser Ausgleich wird dann durch den Rest der Gesellschaft übernommen.
Umlagen für abschaltbare Lasten und die Offshore-Haftungsumlage sollen einerseits Investitionen sichern und andererseits die Netz- und Systemsicherheit garantieren. Beide Faktoren machen am gesamten Strompreis nur einen recht geringen Teil aus und spielen daher kaum eine entscheidende Rolle. Die Umlage für abschaltbare Lasten misst 2014 0,03 Prozent vom Strompreis, die Offshore-Umlage entspricht ebenfalls weniger als ein Prozent.
Ein Vergleich spart Verbraucher Kosten
Ein Stromvergleich für Ökostrom oder „normalen“ Strom kann Verbraucher jährlich viel Geld sparen. Zwar bleiben die einzelnen Kostenfaktoren und -blöcke gleich, jedoch sorgt der insgesamt geringere Preis, oftmals gepaart mit verschiedenen Boni, für eine erhebliche Ersparnis, ohne dabei Abstriche in der Leistung in Kauf nehmen zu müssen. Denn anders als oftmals angenommen, besitzt Strom keinerlei qualitativen Merkmale – die Leistung bleibt gleich!
Bild: Thorben Wengert / pixelio.de